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Dipl.-Vw. Dr. Ludwig Steiner

Nachname:
Steiner
Vorname:
Ludwig
geboren:
1922-04-14
Zugehörigkeit:
NordtirolerIn
letze Änderung:
Wed Nov 04 13:58:24 UTC 2020
Biographie
Ludwig Steiner wird am 14. April 1922, als letztes von vier Kindern in Innsbruck geboren. Schon in seinen Kindheitsjahren kommt Ludwig durch das Engagement seines Vaters in der Gemeindepolitik - er war christlich sozialer Gemeinderat von 1922 bis 1934 - mit den brisanten Thematiken jener Zeit in Berührung. Obwohl die Hitlerjugend allumfassend junge Leute akquiriert schafft es Ludwig auch mit der Gründung einer Jugendbergwacht von der HJ fernzubleiben. Ab 1934 ist er aktiv in der katholischen Jugend und seine Kindheitsbilder sind geprägt von der Gewalt, die in den 30iger Jahren die Innsbrucker Straßen heimsuchen. Dass Ludwig als Jugendlicher, dank seiner katholischen Ausbildung, schon sehr früh den Irrweg der Nationalsozialisten erkennt, wird in seinem Leben noch eine wichtige Rolle spielen. 1939 wird sein Vater von der GESTAPO verhaftet und Ludwig selbst wird insgesamt vier Mal vom Schulunterricht entfernt um der GESTAPO Rede und Antwort zu stehen. Seine Entscheidung nicht auf den Kuhhandel der GESTAPO „wenn du zur SS gehst kommt dein Vater frei“ einzugehen ist ein Zeichen seiner frühen Überzeugungen. Im März 1941 maturiert er an der HAK in Innsbruck und wird am Tag danach zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Sein Vater stirbt in KZ-Haft. Im Oktober 1941 muss er zur Wehrmacht und wird im Oktober 1943 schwer verwundet. Zurück in Innsbruck, als Adjutant im Ersatzbataillon, lässt er mit dem „Feldpostnummer-Schwindel“ einige Soldaten aus den Karteien der Wehrmacht verschwinden. Diese Gruppe von Leuten ist der Kern der Widerstandsaktion, die Anfang Mai Innsbruck zwei Tage übernehmen wird, bevor die Amerikaner einmarschieren. Die Monate und Jahre nach dem Krieg sind geprägt vom administrativen Aufbau des Landes Tirol. So ist Ludwig Mitbegründer der ÖVP und 1945 Mitglied im provisorischen Tiroler Landtag. Er studiert an der Uni Innsbruck, bekleidet aber gleichzeitig, zuerst den Posten als Sekretär des Landeshauptmannes, danach den Posten des Sekretärs des BMs von Innsbruck. Nach der Sponsion 1947, und Promotion der Wirtschaftswissenschaften 1948, tritt er in den diplomatischen Dienst ein. Nach 2 ½ Jahren in Paris als Legationssekretär der Gesandtschaft, kommt er im Dezember 1951 zurück nach Innsbruck und übernimmt die Außenstelle des BKAA für Südtirol-Angelegenheiten bis im Juli 1952. Durch Minister Gruber nach Wien gekommen wird er Sekretär des Bundeskanzlers Julius Raab und ist als solcher maßgeblich an den Verhandlungen zum Staatsvertrag von 1955 beteiligt. Privat findet er in diesen Jahren sein Glück und heiratet 1954 Danielle Alexander; ein Jahr danach erblickt seine Tochter das Licht der Welt und 1957 sein Sohn. Ab Mai 1958 ist Ludwig wieder im Ausland tätig, zuerst in Sofia als Leiter der Gesandtschaft bis April 1961, worauf ein dreijähriges Intermezzo in Wien folgt, als Staatssekretär in BM für auswärtige Angelegenheiten (Regierung Gorbach I&II). Ab 1964 ist er Botschafter in Griechenland und Zypern, in der Zeit der Militärdiktatur bis 1972. Reich an diplomatischer und außenpolitischer Erfahrung, kehrt Ludwig ins BMAA als politischer Direktor und stv. Generalsekretär nach Wien zurück. Zur selben Zeit ist er Vorsitzender der gemischten Kommissionen Österreich mit den kommunistischen Staaten Ost- und Mitteleuropas. 1978 wird er von den Tirolern in den Nationalrat gewählt (ÖVP), in welchem er bis 1990 ebenso als außenpolitischer Sprecher der ÖVP agieren wird. In diesen Jahren macht er sich in der parlamentarischen Versammlung des Europarates verdient und wird am 28. Januar 1991 zu dessen Ehrenmitglied ernannt. Von 1989 bis 1995 ist er Präsident der politischen Akademie der ÖVP. Seit Dezember 2000 leitet Ludwig Steiner den Österreichischen Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit. Aufgabe des Fonds ist es, Entschädigungen für Zwangsarbeit unter dem NS-Regime auszuzahlen. Bereits seit 1994 ist er Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW). Weiters ist er Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Beobachtungsstelle von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Am 7. März 2002 wird Ludwig Steiner zum Ehrenmitglied der Südtiroler Volkspartei ernannt. Seine lebenslanger Einsatz für die Causa Südtirol war und ist von unschätzbarem Wert für künftige Generationen.